Besser unterrichten, Entspannter in der Schule

Streitthema Hausaufgaben – Wie viele Hausaufgaben sind angemessen?

Die Dauer der Hausaufgaben ist immer wieder ein Beschwerdegrund aus der Hausaufgabenbetreuung oder aus dem Elternhaus. Einige Kinder sind schnell mit ihren Hausaufgaben fertig und andere benötigen viel mehr Zeit als eingeplant. Woran liegt das und wie kann man Entspannung in das Streitthema Hausaufgaben bringen? Wir verraten Ihnen eine Hausaufgabe, mit der sich diese Spannungen auflösen lassen.

Der Nutzen von Hausaufgaben als festigende Übungsgelegenheit ist Ihnen als Lehrkraft völlig klar. Eine gute Hausaufgabe ist keine Beschäftigungstherapie, sondern eine gezielte Aufgabenzusammenstellung, die die im Unterricht erarbeiteten Inhalte aufgreift, übt und zum Nachdenken anregt. In der Schule können Sie anhand der Lösungen sehen, ob der Unterrichtsinhalt, wie geplant, aufgenommen wurde. Doch was sind Hausaufgaben aus der Sicht der Kinder? Sie kennen bestimmt die Nachfragen der Lernenden, ob diese Hausaufgabe wirklich sein muss. Viele Kinder sehen die Aufgaben als Verkürzung der Spielzeit an und schieben deren Erledigung so lange auf, bis die Erziehungsberechtigten einschreiten und die Hausaufgaben gemeinsam mit den Kindern erledigen. Auch die Hausaufgabenbetreuung muss intensiv arbeiten, damit am Ende die meisten Kinder fertig sind. Häufig staut sich die Unlust und Frustration über die Hausaufgaben auf, bis es zu einem Streit zwischen allen Beteiligten kommt. Das muss aber nicht sein.

Begegnen Sie diesem Problem doch mit einer Hausaufgabe zum Thema „Hausaufgaben“. Das klingt zunächst grotesk, doch diese Hausaufgabe soll den Kindern helfen, ihre Arbeitsweise zu reflektieren und unnötige Zeitfresser auszusortieren. Denn Sie kennen Ihre Lerngruppe und passen den Umfang der Hausaufgaben sicher an. So sind lange Bearbeitungszeiten meist auf Ablenkungen oder eine unstrukturierte Arbeitsweise zurückzuführen.

Einleitung: Warum gibt es Hausaufgaben?

Lassen Sie im Vorfeld die Kinder erklären, warum es, ihrer Meinung nach, Hausaufgaben gibt. Die Lernenden sollen für sich überlegen, welchen Nutzen Hausaufgaben für sie haben und was sie an den Aufgaben stört.
Darum gibt es Hausaufgaben! Nach den Erklärungen der Kinder erläutern Sie den Nutzen, den Sie in den Hausaufgaben sehen. Wahrscheinlich werden die Kinder Ihnen an dieser Stelle nicht zustimmen und genau das ist der Einstieg in die folgende Aufgabe. Meistens ist der Umfang der Hausaufgaben ein Streitthema. Die Kinder empfinden die Hausaufgabenmenge, beziehungsweise die Zeit, die sie dafür benötigen, als unangemessen. Wichtig ist, dass Sie bei der ganzen Aktion ruhig bleiben. Es geht um die Selbstorganisation der Kinder, was ein langer und herausfordernder Prozess ist. Da kann es schnell passieren, dass der Ärger über sich selbst an Ihnen ausgelassen wird. Eine Wertung Ihrerseits oder Kommentare zum allgemeinen Arbeitsverhalten sind an dieser Stelle nicht nötig. Wenn Ihnen eine ruhige Atmosphäre für den Austausch über ein Streitthema wie Hausaufgaben gelingt, haben Sie eine gute Basis geschaffen, für weitere reflektierende Gespräche.

Hausaufgabe: Wer bist du auf einer Skala von „fleißiges Bienchen“ bis „träges Faultierchen“? – Finde heraus, wie du deine Hausaufgaben erledigst.

Das Bienchen arbeitet zügig, gründlich und sauber. Dafür benötigt es Zeit, aber nicht so viel, wie das träge Faultierchen. Das Faultierchen fängt erst spät mit den Aufgaben an, spielt nebenbei oder schaut Fernsehen und macht viele Flüchtigkeitsfehler. Diese beiden Figuren verkörpern die Gegenpole, wie man arbeiten kann.

Die Kinder sollen eine Woche lang ins Hausaufgabenheft eintragen, wie sie gearbeitet haben, um sich dann selbst besser einschätzen zu können. Die folgenden Fragen können den Lernenden helfen, ihr Arbeitsverhalten zu reflektieren:

  • Wie viel Zeit hast du gebraucht?
  • Hast du zügig mit den Hausaufgaben begonnen?
  • Was hat am längsten gedauert?
  • Wie viele Pausen hast du gemacht?
  • Gab es Ablenkungen?

Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass Biene und Faultier nur als Gegensatzpaar gesehen werden und hinterher kein Kind geärgert wird. Es geht um die Selbsteinschätzung und die individuelle Entwicklung in Bezug auf die Hausaufgaben.  

Abschluss: Die große Auswertung

Nach einer Woche können Sie die Ergebnisse auswerten. Vergleichen Sie gemeinsam die Zeit, die Sie eingeplant haben, mit der Zeit, die die Kinder aufgeschrieben haben. Gehen Sie bei großen Abweichungen auf die anderen Fragen ein. So können die Kinder und bei Bedarf auch ihre Erziehungsberechtigten sehen, woran die lange Hausaufgabenzeit liegt. Zwei große Zeitfresser sind Nebentätigkeiten oder das Aufschieben der schwierigeren Aufgaben. Hinzu kommen Störungen durch Fernseher oder kleinere Geschwister, die verständlicherweise spielen möchten. Bewusst auf eine ruhige Arbeitsatmosphäre zu achten und die Arbeitszeit effektiv zu gestalten, kann eine gute Lösung für das Streitthema Hausaufgaben darstellen. Die Kinder können dies selbst durch ihre Beobachtungen herausfinden und so erkennen, dass sie Einfluss auf ihre Arbeitsbelastung haben. Diese Hausaufgabe hat noch einen positiven Nebeneffekt für Sie als Lehrperson. Sie können sehen, ob die maximale Hausaufgabenzeit überschritten wird und eventuell eine engere Absprache mit den Kolleg*innen einführen, wenn die maximale Hausaufgabenzeit oft überschritten wird.

In einem zweiten Schritt können Sie gemeinsam mit der Klasse ein Tipp-Plakat erstellen, wie jedes Kind zum fleißigen Bienchen werden kann. Bei Bedarf können Sie einige Fragen vorgeben, um das Plakat leichter strukturieren zu können. Folgende Fragen können helfen:

  • Wie sollte die Arbeitsatmosphäre sein?
  • Wie sollte der Arbeitsplatz aussehen?
  • Wie können Flüchtigkeitsfehler vermieden werden?

Das Plakat kann neben der Hausaufgabentafel aufgehängt oder in die digitale Hausaufgabenwand integriert werden, damit die Hausaufgaben kein Frustthema mehr sind.

Bildquellen:
Lehrerin macht Hausaufgaben Betreuung © Robert Kneschke_ AdobeStock_326014031

Müder Schüler Hausaufgaben © dgalicia_AdobeStock_92425498

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