Besser unterrichten

Lektürearbeit mal anders

Die Lektürearbeit in der Grundschule soll die Lesefreude wecken und einen persönlichen Zugang zur Literatur ermöglichen. Aber was bedeutet Lektürearbeit und wie kann diese gestaltet werden? Wir zeigen Ihnen in sechs Schritten, worum es geht und wie Sie die Lektürearbeit modern gestalten können.

Lektürearbeit – Wie geht das?

Die Beschäftigung mit einer Lektüre ist in den Lehrplänen der Grundschule verankert. Je nach Vorgaben kann dies frei ausgestaltet werden. Grundlegend lässt sich sagen, dass es immer einen Lesestoff gibt, der in irgendeiner Form behandelt wird. Entsprechend des Leistungsniveaus in der Klasse und dem Thema der Lektüre bieten sich verschiedene Aufgabenformate an, die auf ein geplantes Lernprodukt hinführen. Früher gab es ein Buch, welches die ganze Klasse gleichzeitig lesen musste. Inhaltlich ging es um Herausforderungen des Lebens und alle Themen in Richtung Unterhaltung waren als Schullektüre undenkbar. Nach dem Lesen wurden entsprechende Fragen beantwortet, die keinen Freiraum für individuelle Interpretation oder Reflexion der eigenen Leseerwartungen ließ. Das ist jetzt kein Muss mehr. Lektüre darf auch anders behandelt werden. Sie darf Spaß machen und das muss sie zu einem gewissen Maß auch. Es geht um die eigene Einstellung zum Lesen. Welches Kind wird schon zur Leseratte, wenn es die Bücher, die es lesen muss, langweilig findet? Sie können sensibel an die Lektürestunden herangehen und durch viele Freiräume Ihre Lernenden gezielt und differenziert fördern.

Lektüre auswählen

Eine geeignete Lektüre auszuwählen ist eine große Herausforderung. In der modernen Lektürearbeit geht es darum, die Lesemotivation zu steigern, weshalb die Auswahl besonders wichtig ist. So unterschiedlich, wie die Kinder in Ihrer Klasse sind, so unterschiedlich sind auch ihre Interessen. Sie können sich die Aufgabe etwas erleichtern, indem Sie eine Umfrage in der Klasse durchführen oder über mehrere Bücher abstimmen lassen.

Alternativ können Sie den Kindern die Auswahl überlassen. Bei der individuellen Auswahl ist die Motivation, das Buch auch wirklich zu lesen, meist viel höher als bei einer vorgegebenen Lektüre. Besprechen Sie gemeinsam einige Kriterien, die die Lektüre erfüllen muss, wie zum Beispiel die Altersempfehlung, die Seitenanzahl und ob es Belletristik oder ein Sachbuch sein kann.
Vielleicht werden einige Kinder von der nahezu grenzenlosen Auswahl überfordert sein. Dann kann es hilfreich sein, wenn Sie eine Lektürekiste zusammenstellen, aus der sich die Kinder im Zweifelsfall ein Buch aussuchen können. Das begrenzt auch die Kosten für die Erziehungsberechtigten.

Lektüre lesen

Die Lektüre kann allein, als Tandem oder gemeinsam gelesen werden. Wenn das Buch umfangreich ist, bietet es sich an, mediale Elemente als Auflockerung einzufügen. Einige Kinderbücher gibt es als Hörbuchversionen, die besonders ansprechende und atmosphärische Teile enthalten. Die Stimmung der Lektüre kann so auch für leseschwache Kinder verdeutlicht werden. Zudem kann eine Verbindung der Lektüre mit verfilmten Elementen einen positiven Effekt auf das Verständnis des Inhaltes und die Lesefreude haben. Mediale Elemente in die Lektürearbeit einzubauen, ist die etwas andere Herangehensweise, die die Literatur nicht mehr nur auf ihre schriftliche Form festlegt.

Leseprozess strukturieren

Die Planung der Aufgaben zur Lektüre und das abschließende Arbeitsprodukt sind ein wichtiger Schritt in der Vorbereitung der Lektürearbeit. Es ist hilfreich, sich an die, teilweise vorgeschriebene, Aufteilung des Leseprozesses zu halten.

  1. Vor dem Lesen findet eine Einstimmung auf das Buch statt, indem Informationen vorab bewusst aufgenommen und bearbeitet werden.
  2. Während des Lesens werden Pausen gemacht und nach der Hälfte der Lektüre werden einige Eindrücke festgehalten und Fragen an die folgenden Seiten gestellt.
  3. Nach dem Lesen überdenken die Kinder das Gelesene und können sich kreativ mit dem Inhalt auseinandersetzen.

Aufgabenformate

Es kommt bei den Aufgabenformaten darauf an, ob Sie ein Buch für die ganze Klasse ausgewählt haben oder sich jedes Kind ein eigenes Buch ausgesucht hat. Für einheitliche Ganzschriften können Sie konkrete Fragen entwickeln, die genau auf die Handlung des Buches abgestimmt sind. Hier können Sie auch Lösungsseiten anbieten, die die Kinder selbst kontrollieren können. Da es bei der Lektürearbeit verstärkt um den individuellen Zugang zur Literatur geht, sind offene Aufgaben an dieser Stelle zielführend. Die Kinder dokumentieren ihren eigenen Umgang mit dem Buch und reflektieren ihre eigene Sichtweise auf das Buch. Am besten ist es, wenn die Kinder Einfluss auf die Fragen haben und sie selbst aussuchen können. Über die Menge und die Art der Fragen können Sie so ganz sanft differenzieren und jedes Kind kann nach eigenem Vermögen arbeiten. In den kreativen Methoden „Leserolle“, „Lesekiste“ oder „Lesetagebuch“ können die Lernenden genau dies tun.

Schauen Sie dazu in unseren „Lesespaß-Baukasten“.

Er bietet Erläuterungen zu jeder Methode und ihren Einsatzmöglichkeiten, sowie einen Bewertungsbogen. Für die Kinder sind ein Laufzettel, Erklärungen und Bastelanleitungen für die Methoden enthalten, entsprechende Fragelisten sowie alle Arbeitsblätter. Sie können die Methode vorgeben oder selbstwählen lassen und je nach Leistungsstand den Laufzettel, in den die Kinder, die ausgewählten Fragen schreiben, verlängern oder verkürzen.

Aufgabenpräsentation

Unabhängig für welches Aufgabenformat Sie sich entscheiden, erstellen die Kinder am Ende ein Lernprodukt. Wenn Sie eine einheitliche Klassenlektüre genutzt haben, kann eine Buchvorstellung schnell langweilig werden, weshalb dann ein Museumsrundgang eine schöne Würdigung der Arbeitsergebnisse darstellt. Bei einer individuellen Auswahl, kombiniert mit einem gebastelten Lernprodukt, kann auch eine klassische Buchpräsentation sehr abwechslungsreich und spannend werden. Wichtig ist hier die Wertschätzung der Mühe, die in einem solchen Produkt steckt. Auch wenn ein Kind vielleicht eine weniger hübsche Handschrift hat oder Basteln nicht zu den individuellen Stärken zählt, kann sehr viel Mühe darin stecken. Es ist wichtig für die persönliche Entwicklung, dass die Anstrengung anerkannt wird und das Lesen auch im Nachhinein eine positive Erfahrung bleibt.

Mit dem richtigen Buch und einer passenden Methodenauswahl gelingt jede Lektürearbeit. Seien Sie mutig, die klassischen Wege zu verlassen und den Kindern zu zeigen, wie vielfältig die Welt der Literatur ist.

Bildquelle:
Gruppe Kinder lesen in Leseecke einer Bibliothek © Robert Kneschke_AdobeStock_229134735

Das könnte Ihnen auch gefallen

Vorheriger Beitrag
Nächster Beitrag