Entspannter in der Schule

Unterrichtsstörungen erkennen und ihnen richtig begegnen

Regelmäßige Zwischenrufe, ständiges Geflüster, Verweigerung der Mitarbeit, aggressives Verhalten bis hin zu Verstößen gegen die Schulregeln – Unterrichtsstörungen sind vielfältig und doch sind sie alle einfach nur eins, nämlich störend! Aber wie reagiert man als Lehrkraft richtig auf das Fehlverhalten einzelner Schüler*innen? In diesem Beitrag geben wir Ihnen Tipps an die Hand, wie Sie mit Unterrichtsstörungen richtig umgehen und eine ruhige & lernförderliche Atmosphäre im Klassenraum schaffen.

Alle Unterrichtsstörungen sind Reaktionen auf etwas. Der Trick besteht darin, die Ursache zu finden. Geht es möglicherweise um Spannungen auf der Beziehungsebene, dann helfen oft gezielte Vertrauensübungen. Geht es um Langeweile, dann sorgen Fordermaterialien für mehr Dynamik und weniger Auffälligkeiten. Haben Sie den Kern der Störung gefunden, können Sie das Problem didaktisch angehen.

Welche Arten von Unterrichtsstörungen gibt es?

Sie können Störungen, die von den Schüler*innen verursacht werden, grob in vier Kategorien einteilen:

An der Spitze der Liste steht das „Gekruschel“, ein leiser Unterton, der durch Bewegungen verursacht wird. Diese motorische Unruhe entsteht durch die Bewegung der Füße auf dem Boden, das Räumen in den Schultaschen oder kleine Nebentätigkeiten. Diese Bewegungen stauen sich zu einer beständigen Geräuschkulisse auf und hemmen die Konzentration.

Der zweite Punkt auf der Liste ist ein Klassiker, die Gespräche. Einige Schüler*innen unterhalten sich mal leiser, mal lauter. „Auf welcher Seite sind wir?“, „Was sollen wir jetzt machen?“ oder „Wann ist Pause?“ – diese Gespräche lenken ab. Zwar ist es praktischer, schnell die Nachbarin oder den Nachbarn zu fragen, wenn es tatsächlich zum Unterricht gehört, aber dieses Problem können Sie als Lehrkraft präventiv lösen.

Kommen wir zur dritten Art, die schon mehr Schwierigkeiten bereitet. Die sogenannte „Null-Bock-Einstellung“. Einigen Lernenden fehlt der Lerneifer oder er wurde ihnen von den Erziehungsberechtigten regelrecht abgewöhnt. Es ist eine große Herausforderung für Sie, Schüler*innen mit mangelnder Motivation wieder zu erreichen.

Besonders schwierig sind aggressive Verhaltensweisen, die sich teilweise in Schlägereien im Unterricht entladen können. Das ist wahrscheinlich der Albtraum einer jeden Lehrkraft, wenn die Schüler*innen plötzlich aufeinander losgehen. Es gibt zwar meistens Warnzeichen, bevor so etwas geschieht, allerdings müssen Sie alle im Blick behalten. Das ist immer eine geflügelte Aussage: „Sie müssen Augen im Hinterkopf haben.“ Und doch sind Sie auch nur ein Mensch. Quälen Sie sich daher nicht selbst mit negativen Gedanken, wenn es mal einen Unfall gibt.

Was können Sie tun?

Sie können einige Präventionsmaßnahmen ergreifen, um besonders Unruhe durch Bewegungen oder Gespräche zu unterbinden. Viele dieser Störungen lassen sich auf Verständnisschwierigkeiten oder Ablaufprobleme zurückführen. Hier können Sie die Aufgabenstellungen nochmals anzeigen oder an die Tafel schreiben. Probleme im Ablauf können durch rhythmisierte Umbauphasen entlastet werden. Eine Melodie zum Aufräumen, ein Mut-Mach-Slogan vor einer längeren Arbeitsphase oder ein kleiner Gong, der die Schritte der Arbeitsphase anzeigt. Sie können sich hier kreativ austoben! Solange Sie ihr Ziel vor Augen haben, kann bei der Planung alles geschehen.

Der „Null-Bock-Einstellung“ praktisch zu begegnen ist schwierig, aber nicht unmöglich. Eine leichte Form kann durch interesseweckende Maßnahmen gelindert werden. Vielleicht finden Sie einen passenden thematischen Kontext, der die Lernenden mitreißt. Eine Buchvorstellung muss zum Beispiel nicht langweilig sein. Lassen Sie den Schüler*innen doch die Möglichkeit, sich selbst ein Werk auszuwählen, sofern der Lehrplan dafür Platz lässt. Natürlich können Sie nicht alle Bücher lesen und im Detail überprüfen, ob das Werk gelesen wurde.
Hilfreich ist es auch, wenn alle in der Klasse beteiligt sind. Man spricht hier von einer breiten Aktivierung. Beispielsweise können sich die Kinder ihre Arbeitsergebnisse in kleinen Gruppen gegenseitig vorstellen. Dann haben Sie mehr Dynamik in der Sicherungsphase, da mehr Kinder gleichzeitig beschäftigt sind. Nicht zuletzt kommt es auch auf Ihre Einstellung zum Thema an. Wenn Sie den Lernenden schon sagen, dass Sie das Thema ganz unschön finden und es nur machen, weil es das Kerncurriculum/der Lehrplan vorschreibt, dann erwarten Sie schließlich auch keine Motivation von den Lernenden.

Den aggressiven Verhaltensweisen präventiv zu begegnen ist eine Herausforderung, bei der Sie sich auch Hilfe im Kollegium holen sollten. In solchen Fällen haben Sie die typischen Problemursachen wahrscheinlich schon geklärt (Über- oder Unterforderung, ungünstige Formulierungen, Sitzordnung …). Gemeinsam mit den Kolleg*innen, die auch in der Klasse unterrichten, können vielleicht Hinweise auf die Ursache gefunden werden. Schämen Sie sich nicht, genau die Problemlage zu besprechen, da die Schülerin oder der
Schüler möglicherweise sehr unter einer Situation leidet und Hilfe benötigt, besonders wenn es um Mobbing geht. An dieser Stelle können auch Schulpsycholog*innen oder Beratungsstellen Unterstützung bieten. Nutzen Sie für Ihre Lernenden jede Hilfe, die Sie erreichen können!

In unserem Heft „Stille in der Grundschule üben: So klappt es“ finden Sie darüber hinaus viele weitere Anregungen, wie Sie Stille im Klassenraum einüben können. Erfahren Sie mit unserem Mini-Ratgeber, wie Sie und Ihre Schüler*innen zur Ruhe kommen können. Hintergründe und Praxistipps zum Einüben von Stille im Klassenzimmer sind Bestandteil des Theorieteils des Materials. Der Praxisteil enthält zehn Karteikarten mit Spiel- und Übungsideen zum Thema Stille. Durch diese abwechslungsreichen Stille-Übungen lernen die Kinder Stille bewusst wahrzunehmen. Im Materialteil finden Sie farbige Vorlagen für Stille-Grafiken, Spielkarten, eine Lärmampel sowie ein Arbeitsblatt zum bewussten Atmen.

Bildquelle:
Young Teacher © Krakenimages.com_AdobeStock_303757116

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