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Plan B: Was Lehrer noch arbeiten: Autorin

Haben Sie einmal davon geträumt, etwas ganz anderes zu machen als zu unterrichten? Die ehemalige Grundschullehrerin Aline Kurt arbeitet heute zum Beispiel als freie Autorin. Wie es dazu kam und wie ihr neuer Alltag so aussieht, erzählt sie uns im Interview.

5 Fragen an Aline Kurt

1. Was machen Sie an einem Arbeitstag morgens als Erstes?

Bei mir startet jeder Tag der Woche mit einem ausgedehnten Streifzug durch die Natur. Hier kann ich gemeinsam mit meinem Hund Lübbi Kraft für den Tag sammeln, mich erden und Inspiration fließen lassen.

2. Woran arbeiten Sie gerade?

Die Zeiten, in denen ich ein Projekt nach dem anderen bearbeitet habe, sind längst vorbei. Meist sitze ich an drei bis vier Projekten gleichzeitig – was dann auch gleich die grauen Zellen schult. Momentan arbeite ich an Buchprojekten für den Grundschulbereich und Zeitschriftenartikeln für die frühkindliche Bildung. Neben der konkreten Planung meiner Projekte bin ich natürlich hauptsächlich für die inhaltliche Umsetzung zuständig. Ich schreibe nieder, was mir sinnig erscheint. Anschließend gehen die Projekte per E-Mail an meine Redakteurinnen zurück, die alles sehr sorgfältig prüfen.

3. Wie kam es, dass Sie nicht mehr als Lehrerin arbeiten?

Ich habe lange Zeit als sogenannte Feuerwehrlehrerin in Rheinland-Pfalz gearbeitet. Feuerwehrlehrer kommen immer dann zum Einsatz, wenn festangestellte Lehrerinnen und Lehrer krankheitsbedingt ausfallen. Bei dieser „Springertätigkeit“ lernt man in kürzester Zeit zahlreiche Schulen und Kinder kennen. So kam es, dass ich innerhalb eines Jahres schätzungsweise 900 neue Schülerinnen und Schüler kennenlernen durfte, da ich an den meisten Schulen nur für einige Tage oder maximal drei Wochen blieb.

Dabei fiel mir sehr schnell auf, dass Lehrerinnen und Lehrer immer stärker als Elternersatz und gleichzeitig auch als Psychologen fungieren müssen. Damals gelang es mir gar nicht, die Probleme und Schicksalsschläge meiner Schülerinnen und Schüler nach Feierabend abzustreifen. Ich nahm alles mit nach Hause und machte die Probleme der Kinder zu meinen eigenen. Auf Dauer konnte das natürlich nicht gut gehen.

Als ich dann vor lauter Sorgen nicht mehr schlafen konnte, begriff ich, dass dieser Beruf für Menschen wie mich nicht geeignet ist. Ich kündigte. Da ich während der drei Jahre „Schuldienst“ schon für einen Verlag geschrieben hatte, baute ich diesen Beruf weiter aus. Dabei brauchte ich einen relativ langen Atem, denn die Verlagswelt hatte ja nicht auf mich gewartet. Ich schrieb einige Verlage per Initiativbewerbung an und reichte meine recht umfangreiche Veröffentlichungsliste ein. Meine heutigen Stammverlage haben darauf reagiert und mir eine Zusammenarbeit ermöglicht.

4. Nennen Sie zwei Dinge: Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf und was überhaupt nicht?

Ich liebe die Möglichkeit, meine Kreativität voll ausleben zu können. Es ist nach all den Jahren immer wieder faszinierend zu sehen, wie ein Buch oder ein Zeitschriftenbeitrag aus meinem Inneren heraus aufs Papier bzw. in den Rechner fließt. Bei jedem neuen Projekt stellt sich mir stets die Frage: Wie kann ich hier die Kinder sinnvoll zum Lernen anregen und gleichzeitig die Lehrerinnen und Lehrer entlasten? Und dann beginnt mein Kopf zu rattern, alles dreht sich und mein Projekt beginnt Gestalt anzunehmen.

Was ich gar nicht mag? Vorwörter zu schreiben, finde ich ehrlich gesagt fürchterlich anstrengend. Das mag wohl daran liegen, dass die meisten Menschen keine Vorwörter lesen und mir dann die Arbeit daran irgendwie sinnlos erscheint.

5. Was würden Sie anderen Lehrerinnen und Lehrern raten, die über einen Plan B nachdenken?

Sich selbst einzugestehen, dass sich der Lehrerberuf doch nicht mit den eigenen Vorstellungen oder Fähigkeiten deckt, erfordert natürlich eine gehörige Portion Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und auch Mut. Doch letztendlich zahlt es sich aus, beides aufzubringen. Leidenschaft und Freude im Beruf sind unglaublich wichtig für das eigenen Wohlbefinden.

Folgen Sie deshalb Ihrem Herzen! Wenn Sie einen Plan B umsetzen wollen, dann machen Sie das – ganz gleich, was Ihnen Ihr Umfeld sagt. Es ist Ihr Leben und Sie sollten es nach Ihren Wünschen gestalten. Die Tür zu Ihrem neuen Beruf wird sich öffnen, wenn Sie das wirklich wollen. Hindurch gehen müssen Sie dann jedoch alleine.

Zu den Veröffentlichungen von Aline Kurt im Lernbiene Verlag

Aline Kurts Alltag in 3 Bildern

Erste "Amtshandlung" am Morgen: erden und verbinden

Eine typische Tätigkeit: schreiben

Lieblingsmoment: neue Projekte umsetzen

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