Entspannter in der Schule

11 Tipps für ein besseres Zeitmanagement im Lehreralltag

„Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei“ – wer als Lehrkraft diesen Spruch hört, kann vermutlich nur noch müde lächeln. Doch das Vorurteil des faulen verbeamteten Lehrers, der 14 Wochen Ferien genießt, gutes Geld verdient und dafür nur den halben Tag arbeiten muss, hält sich hartnäckig. Dagegen sieht die Realität ganz anders aus. Lehrkräftemangel, steigende Anforderungen und eine hohe Erwartungshaltung von Seiten der Eltern oder der Vorgesetzten sorgen dafür, dass das Lehramt zu den Berufen zählt, die am häufigsten von Burnout betroffen sind. Neben Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen und Gesprächen mit aufgebrachten Eltern bleibt häufig keine Zeit mehr für Familie, Freunde oder Hobbies. Diese hohe Dauerbelastung führt wiederum bei vielen Kolleg*innen zu Frustration und Unzufriedenheit. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen elf Methoden vor, wie Sie dank eines besseren Zeitmanagements den Lehrberuf und Ihr Privatleben besser in Einklang bringen.

Tipp 1: Analyse

Zunächst müssen Sie ein Gefühl für Ihr eigenes Arbeitsverhalten gewinnen. Notieren Sie daher über einen längeren Zeitraum, wie viel Zeit Sie am Tag mit welcher Tätigkeit verbringen (korrigieren, Unterrichtsvorbereitung, Elterngespräche …). Überlegen Sie im nächsten Schritt, ob Sie die Zeit stets sinnvoll genutzt haben oder ob sich vielleicht an der ein oder anderen Stelle noch Zeit einsparen lässt. Zu Beginn ist es auch ratsam, sich folgende Fragen zu stellen:

  • Wie soll mein Berufsalltag in Zukunft aussehen? (z.B. bis 18 Uhr arbeiten)
  • Welche Punkte kann ich nicht ändern? (z.B. Zeugnisse schreiben)
  • Welche Punkte kann ich verändern? (z.B. nicht alles korrigieren)

Damit führen Sie sich nicht nur Ihr eigenes Ziel vor Augen, sondern finden gleichzeitig die Stellschrauben, an denen Sie selbst drehen können, um dieses zu erreichen.

Tipp 2: Eisenhower-Prinzip

Oft liegen so viele ToDo’s auf dem Schreibtisch, dass man gar nicht mehr weiß, mit welchem davon man anfangen soll. Die Eisenhower-Matrix kann dabei helfen, noch zu erledigende Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit zu sortieren. Diese werden in vier verschiedene Kategorien eingeordnet und in der Reihenfolge abgearbeitet. Das kann folgendermaßen aussehen:

dringendnicht dringend
wichtig-Mutter von Max anrufen
-Termine für die Lernentwicklungsgespräche vereinbaren

Als Erstes erledigen
-Deutsch-Aufsatz korrigieren
-Mathe-Probe erstellen

Deadline festlegen
nicht wichtig-Kopieren
-Tonpapier für die Kunststunde besorgen

Als Zweites erledigen
-Wochenplan-ABs nachkorrigieren
-Freundebuch von Theo ausfüllen

Nicht erledigen/“Nein“ sagen

Tipp 3: Tagesplan

„Ich darf auf gar keinen Fall vergessen, dass ich später noch mit Susanne die Aufgaben der Matheprobe durchgehe!“ So ähnliche Gedanken ploppen über den Tag verteilt immer wieder in unserem Kopf auf. Dabei kann der Druck, dass man etwas bloß nicht vergessen darf, unterbewusst Stress erzeugen. Deshalb ist es nützlich, alle anstehenden Aufgaben und Termine in einem Tagesplan festzuhalten. Ob dieser analog oder digital aussieht, bleibt Ihnen überlassen.  

Tipp 4: 2-Minuten-Regel

„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Dieses alte Sprichwort ist die Quintessenz der 2-Minuten Regel, bei der es darum geht, kleine Aufgaben nicht andauernd aufzuschieben. Stattdessen sollte man sich fragen, ob etwas innerhalb von zwei Minuten erledigt werden kann. Wenn ja, soll die Aufgabe sofort erledigt werden. Ohne darüber nachzudenken. Dann schwirrt Ihnen ein ToDo weniger im Kopf herum und Sie können ihre Aufmerksamkeit ungestört auf die wichtigen Aufgaben des Tages richten. Ein anderer Vorteil der 2-Minuten-Regel ist es, dass Sie schnell ein Erfolgserlebnis erzielen, das sie wiederum für weitere Arbeiten motiviert.

Tipp 5: Festes Zeitfenster

Zum erfolgreichen Zeitmanagement gehört auch, dass man nicht mehr Zeit in eine Aufgabe investiert, als dafür zur Verfügung steht. Beispiel: Sie haben sich vorgenommen, die Mathehausaufgabe in 30 Minuten zu korrigieren. An diese Vorgabe müssen Sie sich nun halten. Wenn Sie merken, dass Sie zeitlich nicht hinkommen, verzichten Sie auf ausschweifende Kommentare, Stempel oder die Korrektur der Handschrift. So schwer Ihnen diese Regel auch fallen mag, nur so haben Sie genug Zeit für andere anstehende Aufgaben, die genauso wichtig sind.

Tipp 6: Erreichbarkeit von Lehrkräften

19:30 Uhr: Nach einem anstrengenden Arbeitstag fahren Sie gerade Ihren PC herunter, wollen sich endlich etwas kochen und auf der Couch Ihre Lieblingsserie gucken. Da klingelt das Telefon. Es ist der Vater von Lukas. Sein Sohn fühlt sich ungerecht behandelt, weil er heute umgesetzt wurde und neben Ina sitzen muss. Das Gespräch zieht sich 45 Minuten, weil Lukas Vater immer wieder neue Punkte findet, die darauf schließen würden, dass Sie Lukas einfach nicht mögen. Solche Telefonate sind anstrengend. Vor allem zu einer Zeit, in der Sie gerade konzentriert an etwas arbeiten oder gar schon Feierabend gemacht haben. Dabei müssen Sie als Lehrkraft nicht immer erreichbar sein. Legen Sie sich beispielsweise ein Diensthandy oder eine schulische E-Mail-Adresse zu, unter der Sie zu bestimmten Zeiten (z.B. von Mo-Fr: 14-16 Uhr) erreichbar sind. Und nur in diesem Zeitraum reagieren Sie auf E-Mails oder Anrufe von Eltern.

Tipp 7: Singletasking

Es ist ein Irrglaube, dass der Mensch mehrere, kognitiv herausfordernde Aufgaben gleichzeitig bewältigen könnte. Vermeiden Sie deshalb, neben dem Telefonat mit der Kollegin über den Notenschlüssel der Matheprobe die Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Tag zu machen. Dabei sparen Sie sich nämlich keine Zeit, sondern brauchen am Ende sogar länger für die einzelnen Aufgaben. Der Grund: Für unser Gehirn ist es sehr anstrengend, zwischen den Aufgaben hin- und herzuspringen. Konzentrieren Sie sich lieber ganz auf eine Sache und arbeiten Sie nach dem Prinzip „Eins nach dem anderen“.  

Tipp 8: Ordnung

Ein chaotischer Arbeitsplatz sorgt nicht nur unterbewusst für Stress, sondern kostet Sie regelmäßig Zeit, Unterlagen zu suchen. Das gilt sowohl für Ihren Schreibtisch als auch für den Explorer an Ihrem PC. Die Überwindung mag zwar groß sein, sich einmal Zeit zu nehmen und alte Dokumente zu entsorgen oder neue Ordner zu erstellen. Jedoch sparen Sie sich langfristig jede Menge Zeit.

Tipp 9: Pausen

Die Zeitspanne, in der Menschen konzentriert an etwas arbeiten können, ist deutlich kürzer, als viele annehmen. Als Faustregel gelten fünf Minuten Pause pro Stunde Arbeit. Außerdem hat sich gezeigt, dass mehrere kurze Pausen effektiver sind als eine lange Pause. Für Tätigkeiten, die besonders viel Konzentration erfordern, z.B. Zeugnisse schreiben, empfiehlt sich die Pomodoro-Technik. Nach dieser Methode stellen Sie sich einen Timer auf 25 Minuten. Während diesem Zeitraum arbeiten Sie ohne Unterbrechung. Dann folgt eine Pause von fünf Minuten. Dieses 30-minütige Intervall wiederholen Sie vier Mal, bis Sie eine lange Pause von 30 Minuten machen.

Tipp 10: Grenzen

Da Lehrkräfte einen großen Teil ihrer Arbeit zuhause erledigen, verschwimmen häufig die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichen. Umso schwerer kann es daher fallen, einen Schlussstrich zu ziehen und Feierabend zu machen. Vor allem deshalb, weil es immer noch etwas zu tun gäbe. Dabei ist eine räumliche und zeitliche Trennung sehr wichtig. Es muss Raum für Erholung, eigene Interessen und Bedürfnisse geben, sodass Sie am nächsten Tag mit neuer Energie vor der Klasse stehen können. Zum einen könnten Sie mehr Aufgaben in der Schule abarbeiten, indem sie beispielsweise nur noch im Lehrerzimmer korrigieren. Zuhause haben Sie idealerweise ein eigenes Arbeitszimmer, das Sie bis zu einer bestimmten Uhrzeit verlassen und hinter sich schließen. Falls Ihre Wohnsituation kein eigenes Büro erlaubt, wäre es zumindest wichtig, dass Ihr Schlafzimmer eine „arbeitsfreie Zone“ bleibt. Nehmen Sie den Laptop also auf keinen Fall mit ins Bett. Planen Sie eine feste Uhrzeit ein, bis zu der Sie mit der Arbeit fertig sein müssen. Dann ist im wahrsten Sinne des Wortes „Feierabend“. Es ist auch hilfreich, sich jeden Tag etwas vorzunehmen, auf das man sich freut (z.B. Krimi im TV, Fitnessstudio). Das steigert nicht nur die Motivation, sondern sorgt gleichzeitig dafür, dass man weniger trödelt. Schließlich will man möglichst zeitig fertig werden, um sein Vorhaben nicht zu verpassen.

Tipp 11: Einstellung

Zu guter Letzt ist es vermutlich am wichtigsten, dass Sie an Ihrer eigenen Einstellung arbeiten, wenn Sie etwas verändern wollen. Statt immer alles perfekt machen zu wollen, sollten Sie sich öfter damit zufriedengeben, die Sachen gut zu machen. Außerdem brauchen Sie kein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie abends ins Kino gehen, während Ihre Kollegin noch bis 24 Uhr am Schreibtisch sitzt. Es herrscht immer noch der Irrglaube, dass weniger Arbeit automatisch zur schlechteren Lehrkraft mache. Aber das ist schlichtweg falsch. Nur weil Sie vielleicht effizienter arbeiten oder Schule nicht die oberste Priorität in Ihrem Leben einnimmt, ist Ihr Unterricht deshalb nicht weniger gut. Manchmal hilft es, wenn man sich vor Augen führt, dass es immer noch Ihr Beruf ist, der in erster Linie dafür da ist, sich sein Leben zu finanzieren. Auch wenn Sie dieser Beruf erfüllt und Sie sich keinen schöneren vorstellen können, sollten Sie nicht mehr für Ihr Geld arbeiten müssen als andere Berufsgruppen.

Bildquellen:

Laptop und Kaffee © annmariephotography_Pixabay

Kalender © Karolina_Grabowska_Pixabay

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